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Ein kleiner Geschichtskurs zum Tarot [Teil 1]

Vor einigen Wochen stellte ich euch das Buch Phantasmagoria vor, welches zum Tarot of Vampyres gehört. Schon da habe ich bereits angedeutet, dass ich bis heute so meine Schwierigkeiten hatte mich mit dem Tarot an zu freunden und das obwohl der Gebrauch dieser Karten in meiner Familie schon seit einigen Generationen einfach dazu gehört. Und das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, schaut man sich die Geschichte des Tarots an, welches im Laufe der Zeit immer mal wieder verboten wurde.

Im Laufe der Jahre hat sich die Ansicht entwickelt, dass das Tarot seine Wurzeln im Alten Ägypten und/oder bei den „Zigeunern“ hat – deren Ursprung im 19. Jahrhundert noch in Ägypten vermutet wurde –, die das Tarot als Teil ihrer Weisheit und Wahrsageverfahren vor dem Vergessen bewahrt hätten. Doch die Geschichte des vermeintlich uralten Tarots reicht in englisch- und spanischsprachigen Ländern nicht weiter zurück als bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg. In Frankreich kannte man das Tarot nicht vor dem 16. Jahrhundert und der Ursprung der Karten soll mit ziemlicher Sicherheit in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts an den Fürstenhöfen Ferraras, Mailand oder Bolognas zu finden sein.

Es heißt aber auch zugleich, dass um 1450 die Grundmotive schon standardisiert waren und somit bestand ein Deck bereits da aus 78 Karten. Die in 22 Trumpfkarten und die Kelche, Münzen, Schwerter und Stäbe, die jeweils die Karten 1 -10, Knappe, Dame, König, Ritter und As umfassten, eingeteilt waren. Allerdings ist dies kein Stichhaltiger Beweis, da das Tarot laut Geschichtsforschern vorher unter anderem Namen bekannt hätte gewesen sein können. Eines ist jedoch sicher, alle Tarotspiele, die seit dem Aufkommen des Wortes „Tarot“ entworfen wurden, variieren mit der gerade genannten Basis.bat_bar

Wofür das Tarot heute verwendet wird, weis jeder – um die Zukunft voraus zu sagen. Doch das Tarot war in seiner ursprünglichen Fassung nichts anderes als ein um 22 Trumpfkarten erweitertes, gewöhnliches Kartenspiel, das in seiner erweiterten Form neue Spielmöglichkeiten bot. Die Motive der Trumpfkarten lassen sich weitgehend auf gängige Malereisymbole der Zeit zurückführen. Ihre Symbolsprache wirkt auf den Betrachter auch ohne kunstgeschichtliches Hintergrundwissen vertraut und zugleich rätselhaft. Es ist dennoch bis heute kein Beleg darüber gefunden worden, dass das Tarot zu mehr als nur einem geselligen Kartenspiel dienen sollte.

Die magische Deutung geht auf einen Geistesblitz des evangelischen Pfarrers, Privatgelehrtem und mystisch angehauchten Freimaurers Antoine Curt de Gébelin (er lebte 1719 – 1784; siehe Bild) in Frankreich zurück. In den 1770 Jahren sah er während eines Besuches der Witwe eines Philosophen, wie die anwesende Gesellschaft mit Tarotkaten spielte. Zu diesem Zeitpunkt hat sich Gébelin bereits mit gigantischen Evolutionsforschungen. Er war der Meinung durch die Erforschung von Mythen und sprachlichen Untersuchungen ein Jahrtausende zurückliegendes goldenes Zeitalter rekonstruieren zu können, in dem eine weltweite Hochkultur mit gleicher Sprache, einheitlichen Sitten und einer gemeinsamen Religion bestand hatte. Alle Zivilisationen von denen wir Kunde haben, seien nur Erben dieser hochentwickelten Urkultur gewesen. Erfüllt von seinen Studien über die alte Welt glaubte Gébelin, das Tarotspiel trage die Symbole einer untergegangenen Kultur.

Weil es als Kartenspiel missverstanden worden sei, habe mit dem Tarot ein Buch der alten Ägypter die Jahrhunderte überlebt – ein Buch mit Bilderschrift die die Lehrern der Priester dieser Zeit bewahrt hat. Auch ein gewisser Graf von Mellet (1727 – 1804) war der Auffassung, dass das Tarotspiel im Laufe der Zeit von Unwissenden verunstaltet worden sei und so versuchten er und Gébelin diesen Fehler zu korrigieren. Dazu ersetzen sie christliche Symbole und Allegorien durch solche im ägyptischen Stil. Somit schufen die beiden die Legende das Tarot sei in dem uralten Wissen einer verschollenen Hochkultur entstanden.bat_bar

Doch die Benutzung der Karten für magische Zwecke etablierte sich erst einige Zeit später, als Jean-Baptiste Alliette (1738 – 1791) ein Buch heraus brachte, in dem er erläuterte wie man mit Hilfe eines gewöhnlichen Kartenspiels die Zukunft vorhersagen konnte. Er stellte dieses Verfahren mit einer Reihe anderer Techniken, wie z.B. dem Kaffesatzlesen, vor.

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Theorien von Gébelin und Mellet legte Alliette dann um 1785 eine eigene Version des Tarot vor. Dafür nahm er das von Gébelin und Mellet erwähnte ägyptische Buch Thot zu Hilfe und erklärte wie man mit diesem angeblich vor 3953 entstandene Buch und den Karten die Zukunft voraussagen konnte.

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So weit, so gut, denn das war jetzt der erste Teil zur Geschichte des Tarot. Ich hoffe euch gefällt dieser kleine Exkurs und außerdem würde mich interessieren, wie ihr so zu dem Thema Tarot steht. Schreibt mir das doch mal in die Kommentare ^^